Die Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold: Ein Erbe, das bis heute lebt

Stelle Dir das Deutschland der 1920er Jahre vor: Ein junges Land, zerbrechlich durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, zerrissen zwischen politischen Extremen und bedroht von Umsturzversuchen. Inmitten dieses Chaos erhob sich eine Organisation, die fest entschlossen war, die Demokratie zu schützen und für die Werte von Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen. Das war die Geburtsstunde des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold – ein Bund, der bis heute für demokratische Grundwerte einsteht.

Die Gründung: Eine Antwort auf die Gefahren der Zeit

Es war der 22. Februar 1924, als sich in Magdeburg mehrere regionale pro-republikanische Schutzorganisationen zusammenschlossen. Ehemalige Soldaten des Ersten Weltkriegs, Demokraten aus der SPD, der Zentrumspartei und der DDP vereinten sich, um die junge Weimarer Republik zu verteidigen. Der Hitler-Putsch in München, kommunistische Aufstände in Sachsen und Thüringen oder Separationsversuche im Rheinland – all diese Gefahren machten den Schutz der Demokratie zur dringenden Notwendigkeit. Innerhalb weniger Jahre wuchs das Reichsbanner zur größten demokratischen Organisation der Weimarer Republik heran. 1926 zählte es beeindruckende 3,5 Millionen Mitglieder – ein starkes Zeichen gegen die politischen Extreme der Zeit.

Verbot und Widerstand: Der dunkle Schatten der NS-Zeit

Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Reichsbanner verboten. Seine Mitglieder wurden verfolgt, inhaftiert oder sogar ermordet. Viele flohen ins Exil, andere schlossen sich dem Widerstand gegen die NS-Diktatur an. Damit wurde das Reichsbanner nicht nur ein Symbol für den Schutz der Demokratie, sondern auch für den mutigen Kampf gegen Tyrannei. Es trug seinen Teil zur deutschen Widerstandsgeschichte bei – ein Vermächtnis, das uns bis heute inspiriert.

Die Wiedergeburt: Demokratie stärken, Geschichte bewahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg, am 28. Oktober 1953, wurde das Reichsbanner in Bremen wiedergegründet. Heute, über 70 Jahre später, zählt der Verband rund 1.000 Mitglieder (Stand: Dezember 2024). Doch die Mission hat sich nicht verändert: Es geht darum, die parlamentarische Demokratie zu verteidigen und das Bewusstsein für ihre Bedeutung zu stärken. Dabei ist die politische Bildungs- und Erinnerungsarbeit das Herzstück des Engagements. Kooperationen mit Institutionen wie der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen, wie tief das Reichsbanner in der historischen und politischen Bildungsarbeit verwurzelt ist.

Das Reichsbanner in Mecklenburg-Vorpommern: Geschichte erleben

Auch in Mecklenburg-Vorpommern lebt das Erbe des Reichsbanners weiter. Als Teil des Landesverbands Berlin-Brandenburg trägt die Landesgruppe MV dazu bei, die Geschichte lebendig zu halten. Mit einer Wanderausstellung, die auf sechs Rollups die Geschichte des Reichsbanners und seine Bedeutung für Mecklenburg-Vorpommern beleuchtet, wird die Vergangenheit greifbar gemacht. Dabei stehen Persönlichkeiten wie Albert Schulz, Johannes Stelling, Julius Leber und Konrad Ziegler im Mittelpunkt – Männer, die als Reichsbanner-Mitglieder und Politiker der Weimarer Republik in Mecklenburg wirkten.